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Der geheime Code der Liebe Mein Partner trifft sich gegen meinen Willen mit anderen Frauen

Mariana ist zum zweiten Mal mit ihrem Freund zusammengezogen und hat nun ein großes Problem mit ihrer Eifersucht. Sie entwickelt Verhaltensweisen, die sie nicht von sich kennt - und auch nicht will. Julia Peirano empfiehlt eine "Schutzmauer".

Liebe Frau Peirano,

Mein Partner und ich waren 10 Jahre zusammen, wollten heiraten, haben uns aber dann vor der Hochzeit getrennt, weil er Torschlusspanik bekommen hat und nicht mehr wusste, was er möchte. Gleichzeitig hat er angefangen, sich für andere Frauen zu interessieren, hat mich aber nicht betrogen. Er war immer ehrlich zu mir und hat mir seine Gefühle mitgeteilt.
Nachdem wir uns getrennt, aber während der Wohnungssuche noch zusammen gelebt haben, habe ich dann Fotos von seiner besten Freundin und einer Bekannten auf seinem Computer gefunden, außerdem einen Brief an seine beste Freundin, in welchem er seine Gefühle für sie zum Ausdruck bringt. Darauf angesprochen hat er zugegeben, sich in seine beste Freundin verliebt zu haben und hat ihr, nachdem ich ausgezogen war, seine Liebe gestanden, die sie aber nicht erwidert hat. Die Freundschaft der beiden hat darunter nicht gelitten, sie sind immer noch befreundet.

Wir waren dann zwei Jahre getrennt, hatten in dieser Zeit aber immer noch engen Kontakt und konnten uns nicht richtig voneinander lösen, obwohl ich die Singlezeit in meiner eigenen Wohnung sehr genossen habe und auch mit anderen Männern etwas hatte. Da wir aber noch so aneinander hingen, haben wir beschlossen wieder zusammen zu sein und sind nach einem halben Jahr Probe auch abermals zusammengezogen.
Er hat mir zuliebe den Kontakt zu seiner besten Freundin sehr reduziert, aber nicht komplett abgebrochen, was mich von Anfang unserer "neuen" Beziehung gestört und verletzt hat. In dieser Sache ist er absolut nicht von seinem Standpunkt abgewichen, dass er diese Freundschaft nicht komplett aufgibt. Ich habe es dann aufgegeben, mit ihm darüber ewig zu diskutieren.
Seitdem wir zusammenwohnen ist der Kontakt zu der anderen Bekannten, die er damals ebenfalls gut fand, stärker als vorher geworden, was mich auch extrem stört.
Und er hat auch indirekt zugegeben, dass er die andere Frau gut findet.

Soviel zur Vorgeschichte und nun mein Problem:
Jedes Mal, wenn er sich mit einer von den beiden trifft, bin ich fürchterlich eifersüchtig und mache ihm dann auch meistens eine Szene davor oder danach. Schon mit der WhatsApp-Korrespondenz habe ich ein Problem, am liebsten würde ich ständig sein Handy kontrollieren und wissen, was er mit denen schreibt. Das geht selbstverständlich gar nicht, deshalb frage ich ihn andauernd darüber aus. Das nervt ihn natürlich und führt oft zum Streit.
Ich bin wütend - auf ihn, weil er nicht darauf verzichtet und mir damit weh tut, auf die beiden "Tussis" und auf mich selbst, weil ich es nicht einfach locker nehmen kann.
Es ist ja schließlich nichts zwischen ihnen und er hat sich ja für mich entschieden.
Ich kann aber nicht anders, es wütet in diesen Momenten so wahnsinnig in mir und ich kann damit nicht umgehen.
Gleichzeitig erschrecke ich vor mir selbst, denn so kannte ich mich früher nicht und ich möchte auch nicht so sein.
Dann denke ich mir, es ist besser sich zu trennen da ich nicht weiß, wie ich diese Freundschaften in meine Beziehung und in mein Leben integrieren soll. Und als Single hatte ich diese Art von Problemen nicht. Ganz im Gegenteil.

Nun meine Fragen an Sie:

Ist meine Eifersucht normal oder schon krankhaft?
Hat mich die damalige Trennung so verletzt, dass ich ihm nun nicht mehr vertrauen kann?
Und was kann ich tun, um die Situation für uns beide besser zu machen bzw. den Konflikt lösen?
Oder sollte ich mich lieber trennen?

Vielen Dank und liebe Grüße
Mariana R.

Liebe Mariana,

ich kann gut verstehen, dass das Verhalten Ihres Freundes Sie verletzt. Ich habe es oft gesagt und sage es wieder: Vertrauen ist das A und O in einer Beziehung. Idealerweise fühlt sich eine Paarbeziehung an, als wäre man mit dem Liebsten von einer unsichtbaren Schutzmauer umgeben, die den ganz intimen Bereich von anderen Menschen abschirmt. Das heißt, dass beide Partner ganz sensibel darauf achten, dass niemand zwischen ihnen steht (auch nicht z.B. die Mutter des einen, die beste Freundin oder die Kinder) und dass die Grenzen nach außen so gewahrt werden, dass beide sich wohlfühlen. Wie das genau aussieht, kann sehr unterschiedlich sein. Ich kenne Paare, die sich darauf geeinigt haben, dass der Mann keine weiblichen Freundinnen und die Frau keine männlichen Freunde alleine trifft. Es gibt Paare, bei denen die Frau sich mit anderen Männern treffen kann (und der Mann mit anderen Frauen), solange es astreine platonische Freunde sind: Die Nachbarin, mit der man zusammen den Hundespaziergang macht, die langjährige Freundin, der witzige Kollege. Einige Paare schützen ihre Partnerschaft, indem sie die guten Freunde/ Freundinnen, mit denen sich jeder trifft, zuerst dem anderen vorstellen und sozusagen das Bauchgefühl testen. Wenn der Partner sich gut fühlt und keine Bedenken hat, kann man sich dann alleine treffen. Andere Paare handhaben das anders und ziehen die Grenzen etwas weiter: Da kann der Mann problemlos in einer fremden Reisegruppe Urlaub machen, die Frau alleine tanzen gehen. Und natürlich gibt es auch Paare, die sich gegenseitig einräumen, mit anderen Sex zu haben. Auch hierfür sollte es Spielregeln geben, die dafür sorgen, dass beide sich wohl fühlen. Ob das ein explizites "nicht fragen, nichts sagen" ist oder "kannst du machen, aber erzähle mir bitte alles", kommt auf den Einzelfall an.
Wie gesagt, alles ist erlaubt, solange sich beide wohl fühlen. Denn Vertrauen in einer Beziehung heißt vor allem: Du kannst dich darauf verlassen, dass ich gut mit dir umgehe und dich nicht verletze.

Bei Ihnen und Ihrem Freund sieht das ganz anders aus. Er hat sie schon einmal kurz vor der Hochzeit verlassen - das sehe ich als Vertrauensbruch. Dann haben Sie durch Nachforschungen erfahren, dass ein wichtiger Grund für den Abbruch der Hochzeit war, dass er sich auch für andere Frauen interessiert und in seine beste Freundin verliebt ist. Wie haben Sie sich denn gefühlt, als er nicht nur die Hochzeit abgesagt hat, sondern noch während der Trennung gleich nach anderen Frauen Ausschau gehalten hat?

Wenn Vertrauen angeknackst oder zerstört ist, ist es ganz wichtig, es langsam und vollständig wieder aufzubauen. Aus meiner Sicht ist das bei Ihnen beiden nicht passiert, denn dann wäre das Thema mit seiner besten Freundin und der anderen Bekannten geklärt. Entweder es würde Ihnen wirklich nichts mehr ausmachen, weil da nichts wäre (auch nicht unterschwellig) oder er würde den Kontakt beenden, weil er Ihnen nicht noch einmal Verletzungen zufügen will. So, wie es sich anhört, hat sich aber die Schutzmauer etwas verschoben: Ihr Freund befindet sich mit seiner besten Freundin hinter einer Schutzmauer (die gegen Sie errichtet wurde) und auch mit seiner Bekannten. Und der Konflikt, der dadurch entsteht, dass Ihnen das - aus meiner Sicht zu Recht - nicht gefällt, zerstört den Frieden zwischen Ihnen und Ihrem Freund und macht Sie beide zu Gegnern. Das ist, überspitzt gesagt, keine Arbeit am gegenseitigen Vertrauen, sondern das ist Kamikaze. Ich mache, was ich will, und du musst damit leben.

Um Ihre Frage zu beantworten: Es ist völlig verständlich, dass Ihnen das nicht passt und dass Sie die Angelegenheit nicht locker sehen. Durch den Kontakt mit den beiden Frauen wird die Verletzung, die Ihr Freund Ihnen während der Trennung zugefügt hat, immer wieder aktiviert. Sie ist bisher nicht verheilt, und es bräuchte eine intensive gemeinsame Verarbeitung, um sie heilen zu lassen. Das würden Sie daran merken, dass Sie sich in Ihrer Beziehung wieder sicher und geschützt fühlen.
Eine Empfehlung, ob Sie sich trennen sollen, kann ich natürlich nicht aussprechen. Anscheinend kommen Sie beide schwer voneinander los und können nicht ohne einander. Aber auf der anderen Seite geht es mit einander halt so auch nicht.
Versuchen Sie doch einmal, mit Ihrem Freund über diese Schutzmauer zu sprechen und ihn zu fragen, wo er sie sieht - und zeigen Sie ihm dann, wie Sie das gerade erleben.

Alles Gute für Sie!
Herzliche Grüße
Julia Peirano

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