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Der geheime Code der Liebe Zerrissen zwischen Ehefrau und Freundin

Hallo Frau Dr. Peirano,

ich bin 40 Jahre alt, verheiratet und habe 2 Kinder. Seit einem Jahr habe ich ein Verhältnis mit einer Arbeitskollegin. Aus anfänglichem Flirten und Gesprächen über unseren Frust mit unseren Ehegatten ist schnell viel mehr geworden. Heute ist diese Frau meine große Liebe, bei der alles stimmt, auch die Sexualität.Wir habe oft versucht, unsere heimliche Beziehung zu beenden, wissend, dass es falsch ist, wir unsere Partner betrügen und aus Verantwortung unserer Kinder gegenüber. Meine Kinder sind 6 und 4 Jahre alt, die Töchter meiner heimlichen Liebe 13 und 17. Einerseits haben wir nicht den Mut gefunden, uns zueinander zu bekennen und unseren Partnern gegenüber reinen Wein einzuschenken, andererseits konnten wir auch nicht voneinander lassen. So entwickelte sich unsere heimliche Liebe immer weiter.

Der Zustand meiner eigenen Ehe verschlechterte sich immer weiter. Immer häufiger streite ich mich mit meiner Frau, auch weil ich ihr nicht mehr zuhören mag. Jetzt hat der Mann meiner Freundin von unserer Beziehung erfahren und droht, meiner Frau alles zu erzählen. Meine Freundin hat mit mir Schluss gemacht, weil sie ihrer Ehe eine letzte Chance geben will.Ich bin völlig am Boden. Ich muss meine große Liebe los lassen, obwohl es nie Verletzungen oder Streit gab. Ich habe eine Ehe mit einer Frau, für die ich bestenfalls noch freundschaftliche Zuneigung empfinde, der Alltag uns aber immer wieder gegeneinander treibt. Wenn sie erfährt, dass ich sie betrogen habe, wäre sie am Boden zerstört, und ich habe Angst, dass bei einer Scheidung eine Schlammschlacht um meine Kinder ausbrechen könnte.Wie sehr leiden so kleine Kinder unter einer Trennung? Vielleicht habe Sie ja einen Ansatz, der mir helfen kann.

Viele Grüße

Martin

Lieber Martin,

ich kann mir so ungefähr vorstellen, wie Sie sich fühlen: Zerrissen und verzweifelt. Wie Sie es drehen und wenden, zeigt sich kein richtiger Ausweg aus Ihrem Dilemma. Bleiben Sie bei Ihrer Frau, verleugnen Sie einen wichtigen Teil Ihrer selbst, den Sie bei Ihrer Freundin entdeckt und erlebt haben. Es wäre aus Ihrer Sicht so ähnlich wie lebendig begraben zu sein, denn Sie haben die Hoffnung schon lange aufgegeben, dass sich etwas an Ihrer Ehe ändern oder verbessern kann, worauf ich gleich noch eingehen möchte. Die Möglichkeit, weiter „zweigleisig zu fahren“ wie bisher fällt aus, seit der Mann Ihrer Freundin Bescheid weiß. Jetzt leiden Sie zusätzlich zu Ihrer entzweiten Ehesituation noch unter starkem Liebeskummer, weil Sie sich durch äußere Umstände bedingt von Ihrer Freundin trennen mussten, die Sie als Ihre große Liebe bezeichnen. Das alles ist tragisch, und viel mehr, als ein Mensch auf einmal gut verkraften kann.

Mein Vorschlag ist, die Probleme in der chronologischen Reihenfolge anzusehen, in der Sie entstanden sind. Erst einmal geht es um Ihre Ehe, denn bevor Sie für eine neue Beziehung frei sind, müssen Sie ja erst einmal die Entscheidung fällen, ob Sie bei Ihrer Frau bleiben oder sich trennen. Denken Sie bitte in Ruhe über die Frage nach, wann und aus welchen Gründen hat sich Ihre Ehe verschlechtert hat und ob es Umstände gäbe, unter denen Sie sich in Ihrer Ehe wieder gut fühlen würden. Mal Hand aufs Herz: Sind Sie bereit, an Ihrer Beziehung zu arbeiten? Ich würde Ihnen dringend empfehlen, mit Ihrer Frau eine Paartherapie zu machen, und dort mit der Hilfe der Therapeutin zu klären, ob Sie sich trennen oder Ihre Beziehung neu beleben wollen. Dazu wäre es wichtig, Ihrer Frau die Wahrheit zu sagen und Ihr zu erzählen, dass Sie sich in eine andere Frau verliebt haben und in Ihrer Beziehung sehr unglücklich sind. Das erfordert sehr viel Mut. Dennoch habe ich die Erfahrung gemacht, dass die meisten Menschen sich sehr nach der Wahrheit sehnen, auch wenn sie schmerzhaft ist. Und dann erst kann sich heraus stellen, ob Sie auf den Trümmern Ihrer Beziehung einen Neuanfang wagen wollen.

Was das Wohl Ihrer Kinder betrifft: Kinder wünschen sich natürlich, das Ihre Eltern zusammen bleiben. Wenn die Eltern jedoch lange unglücklich miteinander sind, ist das eine erhebliche Belastung für Kinder. Da muss man abwägen, ob nicht eine faire und verantwortungsvolle Trennung der bessere Weg ist. Wichtig ist auf jeden Fall, dass die Eltern dabei an einem Strang ziehen, anstatt die Kinder in einem Scheidungskrieg als Waffe zu benutzen. Ich kenne viele Kinder, die fröhlich und stabil sind, und die ein Zuhause beim Vater und eines bei der Mutter haben.

Insofern ist jetzt die Zeit für Offenheit und die Zeit zum Handeln. Ich wünsche Ihnen den Mut, Ihre Ehe anschauen und zusammen mit Ihrer Frau eine klare Entscheidung zu fällen, die für alle gut ist.

Ihre Julia Peirano