Das passiert, wenn das Kind zur falschen Zeit am falschen Ort übernachtet. Als ich eines Sonntags zu meinen Eltern fuhr, um meinen vierjährigen Sohn abzuholen, lag da diese Sonntagszeitung auf dem Tisch. Es war unnatürlich ruhig im Haus. Nicht normal. Fliegt mir doch sonst entweder der Fussball oder mein Sohn in die Arme. Er sitzt mit seiner Oma vor dem Kamin und blättert in diesem Heft, welches der besagten Zeitung kostenlos beilag. P-A-N-I-N-I - die Hormone tanzen Disko! Mein erstes Panini-Album war das "Masters of the Universe"-Sammelalbum. Darauf folgten unzählige Euro- und WM-Alben. Scheiße, bin ich alt geworden. Anyway.
Jetzt habe ich den Salat und fahre auf dem Rückweg vom Büro von Tanke zu Tanke, um die entsprechenden Heftchen zu kaufen. 70 Cent für fünf Bilder. 680 Bilder passen in das Album. Im nicht eintretenden Idealfall ohne doppelte Bilder müsste ich folglich satte 95,20 Euro in Klebebilder investieren, um das Album passend zur Euro komplett zu haben. Doch jetzt das: Paul Harper, ein Professor für Mathematik an der Universität Cardiff, hat nun ausgerechnet, dass jeder Sammler, der keinen Tauschpartner hat, im Durchschnitt 747 Päckchen benötigt. Das macht eine stolze Summe von 522,90 Euro. Danke, Mama bzw. Oma!
Oh mein Gott, was könnte ich mit 522,90 Euro alles anstellen? Wenn ich das Geld bei zwei Prozent Zinsen für 14 Jahre anlege, dann hätte ich fast 700 Mücken zu seinem 18. Geburtstag. Ich könnte mit ihm 74,7 mal Berg und Tal-Bahn bei uns auf der Kirmes fahren. Wir könnten zusammen 1.162 Hanuta´s essen oder zwei Jahre lang mit Dauerkarte zu Preußen Münster. Aber nein. Wir kleben jetzt, was das Kleingeld hergibt.
Als ich meiner Mutter mal kurz vorgerechnet habe, was mich der ganze Spass so kostet, sagte sie nur: "Wieso? Die gibt es doch umsonst bei REWE." Soviel zu dem Thema.
Und natürlich tauschen wir auch. Logo. Und natürlich hat Vaddi extrem Bock auf die Nummer. Schließlich weiß ich jetzt schon, welche Länder bei der Euro überhaupt dabei sind und das die Flemmer aus Nord-Irland beim Fotoshooting anscheinend irgendwelche bewusstseinserweiternde Mittelchen genommen haben müssen. Und mein Sohn lernt mit Zahlen umzugehen indem er die passende Stelle auf der richtigen Seite mit der Nummer auf dem Bild abgleicht. Er lernt die Flaggen der teilnehmenden Länder kennen und auch, dass es neben Manuel Neuer, Mats Hummels und Bastian Schweinsteiger noch andere deutsche Spieler gibt. Er lernt auch, dass Holland in diesem Jahr nicht an der Europameisterschaft teilnimmt, was wirklich sehr schade ist (*hüstel*). Da er ein Faible für Torhüter hat, kann ich nachts um drei wie aus der Pistole geschossen die Größe von Gianluigi Buffon aufsagen. Und das der größte Schweizer Spieler Johan Djourou heisst (aktuell, noch haben wir noch nicht alle Schweizer).
Mein Sohn ist auch dabei das Tauschen zu lernen. Zugegeben hat er die ersten hundert Doppelten einfach an seinen Kumpel aus der Nachbarschaft verschenkt. Wir arbeiten aber daran.
Alles in allem eine teure aber doch schöne Sache - dieses Panini-Album. Obwohl mir die Aufmachung nicht gefällt. Keine Bildchen der Stadien, keine Vierer-Kombis, keine Bilder aus der WM-Geschichte. Dafür die schmalen Doppelbilder, die natürlich nur sehr schwer ganz gerade einzukleben sind. Erst recht für Vierjährige.
Tauschangebote nehme ich übrigens gerne in den Kommentaren an. Feuer frei!
