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Das Glück ist ein Turnschuh Cross Fit? Nein, danke!

Die Fitness-Welt hat sich in den letzten Monaten dramatisch verändert. Es ist noch nicht lange her, da waren die Straßen morgens und abends bevölkert von Joggern. Aber nun ist plötzlich alles anders. An fast jeder Ecke eröffnet eine neue Fitness-Bude, in der verschwitzte Menschen mit hochroten Köpfen sich von anderen anschreien lassen. Und dabei um sich treten, hauen oder ab und zu andere anschreien. Und all das auch noch freiwillig. Cross Fit heißt der neue Trend-Sport, der aussieht, als wollte man die Aufnahmeprüfung für die US-Army bestehen.

Ach, was waren das noch für wunderbare Zeiten, als Jane Fonda vor vielen, vielen Jahren die sanfte Fitness in unsere Wohnzimmer brachte. Bei der man sich recht entspannt vor dem heimischen Fernseher reckte und streckte. In den hautengen Anzügen sah man obendrein noch gut aus.

Heute dagegen ist Fitness harte Arbeit. Der Spaß ist vorbei. Es geht um maximalen Muskelaufbau in kürzeste Zeit. Doppelt gut, wenn das alle noch in die Mittagspause passt. Es gilt: Kein Schmerz, kein Gewinn.

Das Prinzip ist einfach und schmerzhaft. Durch systematische Überbelastung soll maximaler Trainingserfolg erzielt werden. Ob das gesund für Muskeln, Herz und Kreislauf ist, hat noch keiner vernünftig belegt. Die Zahl der Anhänger wächst aber trotzdem dramatisch. Das wird auch nicht davon gebremst, dass zahlreiche Kardiologen vor der Überlastung, vor allem für Ungeübte, warnen.

Cross Fit ist keine billige Angelegenheit, die Monatsbeiträge sind hoch. In New York kostet es etwa 100 Dollar pro Monat. Obwohl die Trainingshallen meist spärlich eingerichtet sind. Ein großer Raum mit Medizinbällen, Gewichten und schweren Tauen, fertig ist das Cross Fit Trainingscenter. Die Workouts ändern sich mit jeder Trainingseinheit. Gewichte werden gestemmt, Liegestütz gemacht und gesprintet wird auch noch. Wer nicht mehr kann, weil die Muskeln krampfen, wird vom Trainer oder Mitstreiter angeschrien. Alles zur Motivation. Und alles natürlich im Preis inbegriffen.

Lustig ist das längst nicht mehr. Wer nicht durchhält, gilt als Weichei. Und wer es lieber entspannt mag, als Zeitverschwender. Wenn ich theoretisch in sieben Minuten fit werden kann, warum soll ich dann eine halbe Stunde meiner wertvollen Zeit dafür hergeben? Der perfekte Sport für ein Land wie die USA, in dem es für Arbeitnehmer keinen gesetzlichen Urlaub gibt.

Warum so viele Cross Fit klasse finden? Vielleicht weckte es Urinstinkte. Früher mussten wir gefüllte Eimer von der Wasserstelle nach Hause schleppen oder für das neue Dach über dem Kopf Steine klopfen. Vielleicht fehlt uns das. Und dann noch das Gruppenerlebnis. Niemand muss mehr nach einem einsamen Tag im Büro alleine an Geräten im Fitnessstudio trainieren. Viel zu langweilig. Da ist es doch viel schöner, sich gemeinsam anbrüllen zu lassen. Das verbindet. Außerdem kann man so beim Training das Gehirn ohne Probleme abschalten.

Was ich am Besten an Cross Fit finde? Dass meine Laufbahn auf dem Sportplatz jetzt viel leerer ist. Dass ich beim Runden drehen zuschauen kann, wie sich Leute auf dem Rasenplatz in der Mitte bis zum Erbrechen überanstrengen. Denn sogar dort gibt es jetzt Cross Fit Gruppen. Und umso öfter ich dabei zuschaue, umso sicherer bin ich, dass Cross Fit nichts für mich ist.