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Das Glück ist ein Turnschuh Der richtige Laufstil

Fersenschmerzen trieben Alexandra Kraft lange Zeit von Experte zu Experte. Mit dem Laufen aufhören? Eine OP wagen? Neues Schuhwerk? Ein Lauftrainer gab ihr schließlich die entscheidenden Tipps.

Vor ein paar Jahren plagten mit arge Fersenschmerzen. Ja klar, Fersensporn, dachte ich. Wie so viele befreundete Läufer. Also dehnte, massierte und knetete ich, was das Zeug hielt. Es wurde und wurde aber leider nicht besser. Meine Füße, besonders die Knöchel waren schon immer mein Schwackpunkt. Bereits als Teenagern knickte ich ständig um. Ein schiefer Tritt - und zack, war es passiert. Das gipfelte in einem Bänderriss und einer monatelangen Laufpause. War zum Glück ohnehin ein sehr kalter Winter. Aber als ich wieder anfing, kamen eben die Schmerzen in der Ferse.

Als ich damit wenig später beim Sport-Orthopäden saß und der auf mein Röntgenbild schaute, sagte er immer wieder: "Nein, nein, nein." Mir wurde mit jedem Mal heißer. Dann schwieg er lange. Sehr lange. Und setzte mit besorgtem Blick an: "Eigentlich sollten Sie nie wieder laufen gehen." Nie wieder? Ich war Anfang 30! Kein Alter, in dem man über den vorzeitigen sportlichen Ruhestand nachdenkt. Ich wollte mindestens noch die Welt erobern - aber sicher nicht auf dem heimischen Sofa ruhen.

Seine Begründung klang aber leider logisch: Der Knöchel sei extrem instabil und geschädigt. Jede Laufrunde mache es nur noch schlimmer. Einziger Lichtblick: Der Fersensporn war gar keiner, sondern eine Zyste. Da müsse man das Fersenbein eben aufbohren. Als er über Operation, Reha und Ruhigstellung redete, hatte ich längst auf Durchzug gestellt.

Ich lief weiter, ignorierte die Diagnose. Hoffte darauf, dass es schon irgendwie gut gehen wird. Und der Arzt sich getäuscht habe. Total irrational, diese Entscheidung. Aber Sport gehörte seit der Kindheit zu meinem Leben, darauf zu verzichten, dazu war ich einfach nicht bereit. Zum Glück führte mich ein paar Monate später ein Interview in die Praxis des Laufprofis Dr. Matthias Marquardt. Mitreißend erzählte er stundenlang von der heilenden Wirkung des Laufens. Listete Namen von Menschen auf, die ständig Probleme hatten beim Lauftraining. Geplagt waren von Verletzungen und Schmerzen. Am Ende, so erzählte er, konnte er fast allen helfen. Nachdem ich ihm meine Geschichte erzählte hatte, sagte er: "Kaufen Sie sich Laufschuhe mit weniger Polsterung, lassen Sie Ihre Füße den Untergrund endlich wieder spüren. Dann werden Sie sehen, lernen Sie auch wieder Unebenheiten auszugleichen." Hatte er Belege? Studien? Nein, nur seine eigenen Erfahrungswerte. Aber mir war das egal. Denn plötzlich gab es wieder Hoffnung.

Also kaufte ich neue Schuhe. Ein billiges Paar aus dem Sonderangebot. Falls es dann doch nichts hilft, sollte es wenigstens nicht teuer sein. Die sind aber nicht genug gepolstert für Jogging, hatte mich der Verkäufer noch gewarnt. Ich tat es trotzdem.

Und es half. Meter für Meter gewöhnten sich meine Muskeln an die neuen Freiheit und die neuen Anforderungen. Am Anfang hatte ich Muskelkater in der Fußsohle, lief nur einen Kilometer mit den neuen Schuhen. Dann von Woche zu Woche ein bisschen mehr. Bald knickte ich kaum noch um. Wunderbar.

Nur die Schmerzen in der Ferse blieben. Zwar nicht mehr so schlimm, aber sie waren immer noch da. Mitten in dieser Phase lernte ich den Lauftrainer Lee Saxby kennen. Ein Brite, der einer kleinen Gasse in London eine sogenannte "Laufklinik" betrieb. Er lud mich ein, ihm vorzulaufen. Aber schon nach zwei Minuten auf dem Laufband stoppte er mich. Sagte in seiner wunderbar britischen Art: "Well, du läufst nicht, du stampfst - und zwar mit der Ferse." Er hatte absolut Recht, wie ich auf einem Videomitschnitt schnell sah. Bei jedem meiner Laufschritte traf ich mit der Ferse zuerst auf den Boden. Das Bein voll durchgestreckt, seiner Aufgabe als Federung damit gänzlich beraubt. Die gesamte Wucht des Laufens schlug mir stattdessen in die Ferse. Die Ursache für meine Schmerzen war gefunden. Endlich. Es gab Hoffnung.

Denn anders als der Orthopäde redete Lee nicht von Operation. Sondern erklärte mir langsam und ausführlich, wie ich es besser machen kann. Kleinere Schritte, gerader Oberkörper, Kopf schön in der Mitte halten und versuchen, auf dem Mittelfuß zu landen. Lee entließ mich mit den Worten: "Laufen kann jeder - aber es ist eine Kunst."

So lief ichalso wieder los. Es war eine schwierige Umstellung. Wochenlang musste ich mich ermahnen, nicht in den alten Trott zu verfallen. Die Beine nicht zu stark auszustrecken. Ich spürte bewusst nach, wie ich aufkam. Das war anstrengend. Aber nach einem halben Jahr war ich komplett geheilt. Keine Fersenschmerzen mehr. Die Zyste war verschwunden, dass bestätigte mir auch der Sportarzt wenig später. Seitdem hatte ich nie wieder irgendwelche Probleme mit meinen Knöcheln. Ich knicke fast nicht mehr um. Weil ich jetzt viel stabiler lande und die Kräfte sich besser verteilen können. "Lauf wie ein Kenianer", hatte Saxby mir noch mit auf den Weg gegeben. Okay, das war sicher ein bisschen übertrieben. Aber heute weiß ich, was er meinte.

Die Lauftipps von Lee Saxby habe ich hier in einem kleinen Video zusammengefasst

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