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Der Investigativ-Blog Die Jungbrunnen der Republik

Der Investigativ-Blog: Die Jungbrunnen der Republik

Wo leben die gesündesten Deutschen? Um diese Frage zu beantworten, haben wir umfassende Datensätze ausgewertet. Ein Blick in den Maschinenraum.

Der 45. Geburtstag ist eine magische Grenze. In der Altersstruktur der Bevölkerung steht er ungefähr in der Mitte – die eine Hälfte der Deutschen ist jünger als 45, die andere älter. Das gilt aber nicht für alle Regionen gleichermaßen. Denn wie gut welche Altersgruppen besetzt sind, unterscheidet sich teilweise erheblich. Besonders weit liegen dabei der Landkreis Cloppenburg in Niedersachsen und die Stadt Dessau-Roßlau in Sachsen-Anhalt auseinander.

Cloppenburg gehört zu den jüngsten Regionen Deutschlands, mehr als jeder Dritte hat hier seinen 30. Geburtstag noch vor sich. Größer ist der Anteil der Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen in keinem anderen Kreis. In Dessau-Roßlau dagegen leben besonders viele Senioren. Diese Unterschiede in der Altersstruktur zeigt das folgende Balkendiagramm im Detail, dargestellt sind jeweils die Anteile an der Gesamtbevölkerung.

Der Investigativ-Blog: Die Jungbrunnen der Republik

Wer regionale Daten zur Gesundheit auswertet, sollte diese Spannbreite im Hinterkopf haben. Denn gerade bei Krankheiten, die mit steigendem Lebensalter häufiger auftreten, kann die Altersstruktur einer Region die Ergebnisse merklich beeinflussen. So starben im vergangenen Jahr statistisch gesehen von 100.000 Einwohnern Cloppenburgs 163 an ischämischen Herzkrankheiten wie dem Herzinfarkt. In Dessau-Roßlau waren es deutlich mehr, hier lag die Quote bei 198 je 100.000 Einwohner. Natürlich spielen dabei auch noch andere, insbesondere sozioökonomische Faktoren wie Bildung, Einkommen und Beruf eine große Rolle.

Aber wie groß ist der Einfluss all dieser Faktoren wirklich? Bei der Beantwortung dieser Frage helfen nur komplizierte statistische Verfahren. So lässt sich die unterschiedliche Altersstruktur der Regionen herausrechnen, indem man die Werte standardisiert. Dabei werden die Quoten für einzelne Altersgruppen bestimmt und so gewichtet, als entspräche der Anteil dieser Gruppen an der Bevölkerung dem Durchschnitt in Deutschland. Je feiner sich diese Altersgruppen einteilen lassen, desto genauer ist die Standardisierung.

Dieses Verfahren wäre auch bei den schweren Rückenleiden sinnvoll. Denn von allen Patienten, die im vergangenen Jahr wegen Krankheiten der Wirbelsäule und des Rückens stationär im Krankenhaus behandelt wurden, war jeder zweite bereits 60 oder älter.

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(Quelle ist die DRG-Statistik aus dem Jahr 2011 (Stat. Bundesamt), einbezogen in diese Auswertung wurden alle Patienten mit der Hauptdiagnose "M40-M54 Krankheiten der Wirbelsäule und des Rückens")

Tatsächlich treten derart schwere Rückenprobleme in solchen Regionen tendenziell häufiger auf, in denen auch mehr ältere Menschen wohnen. Dem gegenüber stehen Universitätsstädte wie Heidelberg, Karlsruhe und Leipzig – mit einer überdurchschnittlich jungen Bevölkerung und extrem seltenen Klinikaufenthalten.

Aber letztlich hängt die Frage, wie gesund eine Region ist, eben doch unmittelbar an den Einwohnern. Deshalb haben wir uns entschieden, im Gesundheitsatlas Deutschland auf eine Standardisierung zu verzichten. Trotzdem ist die Altersstruktur der Regionen natürlich in unsere Auswertungen eingeflossen – und wo sie einen wichtigen Einfluss hat, haben wir diesen ausführlich beschrieben.

Wie gesund ist Ihre Region?
Den kompletten Gesundheitsatlas mit Analysen und Deutschlandkarten zu Lebenserwartung, Herzkrankheiten, Lungen- und Brustkrebs, Rückenleiden und Depressionen finden Sie im aktuellen stern. Online haben wir für Sie die Karten interaktiv aufbereitet und mit weiteren Gesundheitsindikatoren ergänzt.

von Christina Elmer

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