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Der Investigativ-Blog EHEC: die Daten zu den neuen Fällen

Der Investigativ-Blog: EHEC: die Daten zu den neuen Fällen

In Hamburg ist ein sechsjähriges Mädchen an den Folgen einer EHEC-Infektion gestorben, zwei weitere Kinder und zwei ältere Frauen haben sich ebenfalls infiziert. Diese Nachricht ruft bei vielen Norddeutschen Erinnerungen an den vergangenen Sommer wach. Von Mai bis Juli starben in Deutschland insgesamt 53 Menschen durch einen besonders aggressiven EHEC-Erreger, mehr als 3.800 erkrankten. Doch mit dieser Epidemie haben die neuen Fälle in Hamburg offenbar nichts zu tun.

Ausschließen lässt sich ein Zusammenhang über den Serotypen des EHEC-Bakteriums. Denn enterohämorrhagische Escherichia coli-, also EHEC-Erreger kommen in vielen verschiedenen Varianten vor, die unterschiedlich gefährlich sind. Mitte 2011 wütete in Deutschland der Serotyp O104, das sechsjährige Mädchen in Hamburg verstarb dagegen an einer Infektion der Variante O157, die sehr häufig vorkommt. Bei ihr verlief die Erkrankung besonders schwer – in Form des hämolytisch-urämischen Syndroms (HUS).

HUS-Fälle sind hierzulande recht selten, im Gegensatz zu EHEC-Infektionen insgesamt. Das Robert Koch-Institut registrierte in den vergangenen Jahren stets mehr als 800 EHEC-Fälle in Deutschland, während die HUS-Statistik sich zumeist im zweistelligen Bereich bewegte. Bis auf 2011 natürlich, als es so viele HUS-Erkrankte gab wie sonst nur EHEC-Infizierte.
(STEC steht für die Eigenschaft der Bakterien, Shigatoxine zu produzieren.)

Mit einem EHEC-Fall wird immer auch erfasst, wo der Erkrankte wohnt oder sich hauptsächlich aufgehalten hat. Diese Informationen lassen sich eindrucksvoll auf eine Deutschlandkarte mit allen Landkreisen und kreisfreien Städten auftragen. In der Epidemie-Landkarte des Jahres 2011 sind weite Teile Norddeutschlands rot eingefärbt. Überall dort waren von je 100.000 Einwohnern 5 oder mehr mit EHEC-Erregern infiziert. Im Landkreis Herzogtum Lauenburg in Schleswig-Holstein lag diese Infektionsrate sogar bei 62.

Registrierte EHEC-Fälle je 100.000 Einwohner nach Landkreisen in den Jahren 2011 (oben), 2010 (mitte) und 2009 (unten):

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Quellen: RKI: http://www3.rki.de/SurvStat (Stand: 29.2.2012), Bundesamt für Kartographie und Geodäsie, Frankfurt am Main, 2012

Der Vergleich mit den Landkarten der beiden vorangegangenen Jahre zeigt: Es trifft nicht permanent Norddeutschland, vielmehr sorgen einzelne EHEC-Ausbrüche in bestimmten Regionen für hohe Fallzahlen. Die höchsten EHEC-Raten aller Kreise und Städte verzeichnete sowohl 2009 als auch 2010 der Landkreis Hameln-Pyrmont in Niedersachsen. Ob sich dahinter eine verdächtige Häufung oder bloßer Zufall verbirgt, lässt sich allein mithilfe der Fallzahlen nicht sagen.

Auch in diesem Jahr wurden in einigen Regionen bereits EHEC-Fälle gemeldet. So verzeichnet die Datenbank des Robert Koch-Instituts fünf Infizierte im Landkreis Mayen-Koblenz, vier im Kreis Mittelsachsen und jeweils drei in Herne und Leipzig. Besonders schwere Verläufe kamen nur vereinzelt vor, jeweils ein HUS-Fall wurde in den Städten Augsburg und Leipzig registriert. Für Hamburg liegt die Statistik derzeit hinter den Ereignissen zurück, lediglich drei der fünf EHEC-Fälle sind bislang registriert.

von Christina Elmer
Foto: Colourbox

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