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Der Investigativ-Blog Kopf der Wettmafia gefasst

Der Investigativ-Blog: Kopf der Wettmafia gefasst

Polizeibehörden in Singapur ist ein wichtiger Schlag gegen die internationale Fußball-Wettmafia gelungen. Ohne deutsche Ermittler wäre es nicht dazu gekommen.

Bislang galten die Ermittler aus Singapur als schwerfällig, wenn es um die Bekämpfung mächtiger Mafiastrukturen im eigenen Land ging. Seit 2011 war der Name des Paten Dan Tan Seet Eng öffentlich bekannt. Einen seiner Handlanger hatte man in Finnland gefasst. Der hatte detailliert geschildert, wie das Syndikat Fußballspiele organisiert, zum Beispiel die Schiedsrichter besticht, auf das bestellte Ergebnis wettet und so Millionengewinne einfährt. Sogar FIFA-Länderspiele waren betroffen. Wir recherchierten den Fall und zeigten das erste Foto von Dan Tan Seet Eng, genannt Dan Tan. Seitdem versuchten europäische Polizeibehörden und Staatsanwaltschaften, ihre Kollegen in Singapur dazu zu bewegen, gegen den Kopf der Krake aus Singapur vorzugehen. In Ungarn erließ man Haftbefehl, die Staatsanwaltschaft im italienischen Cremona erhob Anklage und wollte den Prozess in Dan Tans Abwesenheit führen. Interpol machte ihn zum meist gesuchten Wettbetrüger und ließ weitere Handlanger festsetzen. Europol veranstaltete eine große Pressekonferenz um zu demonstrieren, man werde den Kampf nicht aufgeben und sich noch enger vernetzen.

Doch in Singapur hielt man dem Druck stand und auch Dan Tan ließ das alles kalt. Anfang des Jahres marschierte er in eine Polizeistation und wollte von den Behörden wissen, was gegen ihn vorliege. Er bestritt die Vorwürfe der internationalen Medien, an Wettverschiebungen beteiligt zu sein und verließ das Gebäude. In der Wettszene munkelten einige, dass er weiterhin Spiele verschiebe, andere behaupteten, er sei gerade sehr vorsichtig und halte sich zurück.

Im Mai dieses Jahres flogen dann der Bochumer Chefermittler Friedhelm Althans und der Staatsanwalt Andreas Bachmann nach Singapur, um ihre gesammelten Erkenntnisse über die Machenschaften des Syndikats weiterzugeben. Zwei Tage lang führten sie Gespräche mit ihren Kollegen. Sie schlugen Möglichkeiten vor, wie man Beweise gegen Dan Tan sammeln könnte und hatten anschließend "einen nicht ganz schlechten Eindruck". Die Singapurer versprachen, eigene Untersuchungen anzustellen.

Offenbar mit Erfolg. Am Dienstagmorgen startete die Polizei gemeinsam mit der Anti-Korruptionsbehörde Razzien quer durch den kleinen Staat in Südostasien. Sie verhafteten zwölf Männer und zwei Frauen wegen Beteiligung an organisierten Verbrechen, darunter war auch "der mutmaßlichen Anführer". Auch wenn der Generalsekretär von Interpol, Ronald K. Noble, die Arbeit der Singapurer und ihren Kampf gegen Wettmanipulation im In- und Ausland pries, ohne die Arbeit der deutschen Ermittler wäre diese Verhaftung nicht zustande gekommen.

In Bochum ist Hauptkommissar Friedhelm Althans "hocherfreut" über die Zerschlagung des Kartells. Das Ziel sei erreicht, die Infrastruktur des Syndikats sei nun so geschädigt, dass die Zocker nicht einmal mehr einen Schiedsrichter bestechen könnten. Den Erfolg will Althans allerdings teilen: "Viele Hunde sind des Hasen Tod".

Neun der Verhafteten sind gegen Kaution inzwischen freigelassen worden. Dan Tan kann bis zu einem Jahr in Untersuchungshaft festgehalten werden. Die Polizei aus Singapur hat angekündigt, weiterhin mit der internationalen Task Force gegen Wettmanipulation zusammenzuarbeiten. Auf der Warteliste der europäischen Behörden, die Dan Tan vernehmen wollen, stehen die Bochumer vermutlich ganz oben.

von: Nina Plonka

Foto: stern

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