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Der Investigativ-Blog Merkwürdiges Transparenzverständnis

Der Investigativ-Blog: Merkwürdiges Transparenzverständnis

NRW-Regierungssprecher Thomas Breustedt pfeift auf Datenschutz – zumindest wenn es um kritische Journalisten geht. Soll ich seine Handynummer veröffentlichen?

Was bisher geschah: Wir veröffentlichen morgen im stern einen Artikel über den roten Filz in NRW. Allein unsere Vorabmeldung heute früh machte den Regierungssprecher offenkundig nervös. Spontan trommelte er zur Pressekonferenz. Die versuchte er zu nutzen, den morgen erscheinenden stern-Artikel zu dementieren.

Aus der Sicht des NRW-Regierungssprechers und Staatssekretärs ist das nachvollziehbar, schließlich sind am Sonntag Wahlen und auch ein Breustedt will im Amt bleiben.

Breustedts Strategie heute: Wir sind offen, wir sind transparent, wir haben nix zu verbergen. Er vervielfältigte und veröffentlichte unsere Anfragenkataloge an die Staatskanzlei, an das Familienministerium und das Gesundheitsministerium. Wie es journalistisch üblich ist, hatten wir die Akteure unserer Story mit unseren Recherchen konfrontiert und ihnen Gelegenheit zur Stellungnahme gegeben.

Diese Anfragen - ohne Rücksprache! – auf Regierungspressekonferenzen zu verteilen, ist unüblich.

Eigentlich habe ich kein Problem damit. Im Gegensatz zu den Akteuren unserer Story haben wir nichts zu verbergen. Dank Breustedt kann jeder interessierte Kollege nun nachlesen, dass der stern sauber arbeitet.

Unsauber ist aber das Datenschutzbewusstsein von Herrn Breustedt. Mit unseren Anfragen verteilte er auch die Kontaktdaten meiner Kolleginnen. Soll ich hier seine Handynummer veröffentlichen? Dann kann jeder selbst beim Regierungssprecher mal anrufen und sich erklären lassen, was man tun muss, um lukrative PR-Aufträge von der Staatskanzlei oder von einem SPD-geführten Ministerium zu erhalten.

von: Oliver Schröm

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