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Gartenplanung Wir legen einen Küchengarten an

So sah mein kleines Gartenstück im vergangenen Frühjahr Mitte März aus. Hier durfte ich mich entfalten.
So sah mein kleines Gartenstück im vergangenen Frühjahr Mitte März aus. Hier durfte ich mich entfalten.
© Angelika Wohofsky
Wer einen Küchengarten plant, hat die Qual der Wahl. Was soll angebaut werden, wie soll der Garten gestaltet sein? Welche Möglichkeiten stehen zur Verfügung?

Aller Anfangsbegeisterung zum Trotz: Bitte Boden und Realitätssinn bewahren! Schließlich schafft man sich damit die ersten Wochen auch Arbeit an. Und die Zeit dafür soll realistisch möglich sein. Für einen Garten, den ich hier beschreibe, kalkuliere ich anfangs rund fünf Stunden Arbeit pro Woche. Anfangs bedeutet von März bis Anfang Juni. Das ist die Zeit des Pflanzens und Säens.

Im ersten Schritt verschafft man sich einen Überblick über den zur Verfügung stehenden Platz. Balkon, Terrasse, ein Vorgarten oder sogar ein richtiger Garten – was ist also möglich und bietet sich an? Wie man an dem Foto hier sieht, hatte ich einen schmalen Streifen zur Verfügung gestellt bekommen. Einen Meter Wiese, wo vor einigen Jahren ein Blumenbeet angelegt war. Die Ausrichtung dieses Platzes ist nach Süden. Die Hauswand wirkt wie ein Wärmespeicher. Ein idealer Platz um daraus einen kleinen Küchengarten zur Selbstversorgung zu gestalten. Das wurde mit den Vermietern abgesprochen und die freuten sich, dass hier nun Neues entsteht.

Trotzdem gilt: Im Küchengarten wächst nur Essbares. Das können freilich auch essbare Blumen wie Kapuzinerkresse oder Borretsch sein. Aber Ziersträucher und der lebende Christbaum für die nächste Weihnachtsfeier haben im Küchengarten nichts zu suchen.

Die Motivation zu Beginn: Wir sind nicht alleine. In vielen Städten und Dörfern kultivieren immer mehr Menschen ihr eigenes Gemüse, ihre Kräuter und ihr Pflückobst selbst. Vielleicht hängt das mit der vielen Kopfarbeit in den meisten Berufen zusammen. Denn Garteln erdet, bringt Ruhe und Gelassenheit. Lässt das Hirn auskühlen, während die Hände in der Erde graben. Und am Ende weiß man, was man isst.

Der eigene Küchengarten funktioniert im Kleinen wie im Großen. Wichtig dabei ist: Sonnig muss der Platz sein.Und im zweiten Schritt der Planung wird überlegt, was man gerne isst. Auf was man in der Küche mehrmals in der Woche zurückgreift, und was nicht täglich im Supermarkt angeboten wird. Der Küchengarten soll diese Lücke füllen zwischen dem leicht Verfügbaren und den eigenen besonderen Bedürfnissen und dem Machbaren.

Für meinen Haushalt setzt sich diese Liste wie folgt zusammen: Würzkräuter (Schnittlauch, Schnittknoblauch, Liebstöckel, Petersilie, Bohnenkraut, Ysop, Olivenkraut, Majoran), Teekräuter (Lavendel, Kamille, Minze, Salbei, Ringelblumen), italienische Kräuter (Rosmarin, Oregano, Thymian, Basilikum), verschiedene Salatsorten (Pflücksalat, Kopfsalat, Forellenschluss-Salat, Radicchio, Salatrauke, pikante Salatmischungen), Kapuzinerkresse, Zwiebeln, Bohnenschoten, Spinat, Zucchini, Tellerkürbis, Erbsen, Radieschen, Tomaten, Paprika, Chilli oder Pfefferoni, Kohlrabi, Sprossenkohl, Frühkraut, Mangold und Erdbeeren. Dann plane ich noch ein wenig Platz für das alljährliche Experiment ein. Im vergangenen Jahr waren das Auberginen.

Wir wissen jetzt also, was wir wollen. Jetzt steht die Entscheidung an, welche Gefäße wir verwenden und wie wir den verfügbaren Platz nützen. Dazu sei gesagt: alle oben angeführten Gemüsesorten und auch die Erdbeeren lassen sich in Kübeln, Töpfen und Pflanzgefäßen unterschiedlicher Größe am Balkon ziehen. Haben wir eine Terrasse oder ein Stück Garten zur Verfügung, kann auch ein Hochbeet Platz finden. Verfügt man über ein kleines Stück Gartenfläche, darf auch ein klassisches Beet angelegt werden. In meinem Fall ist dies ein rund 20 cm breiter Streifen entlang des Zaunes, der umgestochen wird. Dort nütze ich den Maschendrahtzaun als Rankhilfe für Erbsen und Bohnen. Wichtig generell: Pflanzen brauchen Sonne. Salatarten können im Halbschatten auch stehen. Kräuter und Tomaten lieben aber einen richtig schönen sonnigen Platz. Auf Windschutz sollte ebenfalls geachtet werden. Wer mag schon in der Zugluft sitzen!

Bei der Anlage des eigenen Küchengartens soll ein Platz für die Kompostierung reserviert werden. Da immer mehr Menschen ihre Balkone und Terrassen im städtischen Raum bepflanzen, gibt es mittlerweile im Handel Kompostierungssysteme, die auch an solchen Plätzen geruchlos funktionieren. Ich bin seit Jahren ein Fan von Effektiven Mikroorganismen, eine völlig natürliche, auf Milchsäurebakterien basierende Fermentierung von Bioabfall in fruchtbaren Kompost.

Ein Küchengarten muss auch mit Wasser versorgt werden. Wenn es möglich ist, wird Regenwasser in einer Tonne gesammelt. Im anderen Fall wird bei der Planung schon Rücksicht auf den zukünftigen Wasserverbrauch gelegt: lieber größere Kübel und Behältnisse wählen, damit man verschiedene Pflanzensorten zusammen setzen kann und sich diese gegenseitig vor allzu rascher Austrocknung schützen. Was hier zusammenpasst, wird später noch beschrieben. Wer also Pflanzgefäße jetzt kauft, wählt lieber eine Nummer größer. Und für alle großen Gemüsesorten wie Tomaten, Paprika und Chilli wird ein Gefäß je Pflanze kalkuliert.

Wenn man ganz am Anfang des eigenen Küchengartens steht, muss auch Erde gekauft werden. Die wird dann im nächsten Herbst mit kompostiert und kann im kommenden Frühjahr wieder verwendet werden. Geht also nicht verloren. Wichtig beim Kauf von Erde: Es soll gute, hoch qualitative Pflanzerde für den Gemüsegarten sein. Die Pflanzen werden sich mit viel Ertrag dafür bedanken. Kräuter benötigen eine etwas sandigere Erdmischung. Doch auch dafür bietet der Fachhandel eine gute Auswahl.

Nun beginnt man mit der Aussaat von Spinat, Pflücksalat, Feldsalat, Kresse, Radieschen. Kopfsalat kann ebenfalls gesetzt werden. Das geht jetzt schon im März. All diese Blattgemüse werden einfach und sauber in Blumenkisten gezogen. Radieschen benötigen etwas tiefere Gefäße wie tiefe Töpfe oder Wannen. Salate mögen Morgensonne. Vor allzu heißer und intensiver Sonneneinstrahlung sollte man sie aber schützen. Halbschatten als Standort ist perfekt für alle Blattgemüse. Hat man ein Hochbeet, können die verschiedenen Blattsalate, Kresse, Spinat und Radieschen zu einer Saatmischung vermischt werden, die man dann flächig am Hochbeet ausbringt. Es muss nicht immer alles in Reih und Glied stehen. Nach dem Säen gut wässern. Zum Keimen braucht es Feuchtigkeit. Vor noch frostigen Nächten schützt ein Flies, mit dem die Töpfe oder das Hochbeet abgedeckt werden. Auch ein Kräuterplatz kann schon eingerichtet werden. Hier aber auf ausreichend Sonne und Wärme achten. Den sonnigsten Platz im Küchengarten bekommen die Kräuter. Nur das Basilikum wird erst später Ende Mai mit den Tomaten ins Freie gesetzt, weil sich diese beiden Sorten gegenseitig ergänzen und für ein gutes Wachstum sorgen. Basilikum ist außerdem sehr frostempfindlich.

Haben Sie noch Fragen, dann schreiben Sie mir. Ich plaudere gerne aus dem Nähkästchen. Beim nächsten Mal zeige ich, wie ein Hügelbeet angelegt wird und weshalb man den Schnittlauch verheiraten muss.

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