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Oben ohne Besuch tut gut

Themen wie Krankheit, Schmerzen, Leiden und Tod werden im Alltag gerne ausgeklammert. Uta Melle schätzt daher die Offenheit unter Krebspatienten - denn nur Aufrichtigkeit kann wirklich trösten.

Der Zufall wollte letztens, dass ich einen „Krebs-Krankenhaus-Besuch“ machte. Dazu muss ich gestehen: ich hasse Krankenhäuser inzwischen und ich will, kann und darf nicht noch mehr Schicksale an mich ranlassen. Aber um diesen Besuch „kam ich nicht herum“, wie es so schön heisst, ich musste meinen faulen Hintern bewegen.

Aber es wurde natürlich ganz anders: Es war eine kurze, sehr intensive, schöne Begegnung. Es war toll. Es tat gut. Uns beiden – mir auf jeden Fall.

Ich saß da – wir fingen an zu reden: schnell das Wesentliche – keine Floskeln, sondern Wahrheiten. Traurige Wahrheiten – aber die Situation war trotzdem nicht unangenehm.

Und das ist der Punkt:

Wir alle meiden das Gespräch über unangenehme Dinge. Krankheit, Schmerzen, Leiden und Tod stehen bei den Gesprächsthemen sicher an allerletzter Stelle. Aber sie gehören zum Leben und es tut gut, darüber zu sprechen – hat man erst mal angefangen, ist es auch nicht mehr schwer. Die Tragik wird einfach weggelassen. Das Gespräch wird pragmatisch. Die Emotionen werden stark – couragiert.

Gerade die „neu Erkrankten“ benötigen offene Gespräche, Besuche, Begegnungen um auf neue Gedanken zu kommen. In jedem noch so kleinen Besuch kann eine große Hilfe für die anstehende Neuordnung des Lebens stecken. Eine Umarmung, ein Blick in die Augen, Zuhören, wahre Antworten geben, echtes Mitleid empfinden – dafür muss man nicht die besten Freunde sein, um dies zu geben oder zu nehmen.

Kennt nicht jeder von uns irgendjemanden, der krank ist und um den Besuch man sich drückt? Gehen Sie mal wieder hin! Es kostet nur ein wenig Überwindung und eine Stunde und Sie werden sehen: die Überwindung wäre eigentlich nicht nötig gewesen. Es gibt mindestes zwei Menschen, denen es danach besser geht, die daran wachsen können.

Auf auf, los geht’s – zeigen Sie Courage

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