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Oben ohne Richtiges Leben. Richtiges Sterben.

Oben ohne: Richtiges Leben. Richtiges Sterben.

Zwei Wochen nach meinem Shooting mit 19 anderen Brustkrebsfrauen erhielt ich eine Nachricht von der energiegeladensten meiner Amazonen: Ursula erklärte mir, dass ein neuer Tumor entdeckt wurde und – sie sagte es ganz klar: Sie hat nicht mehr lange zu leben. Ich fragte, ob ich ihr irgendwie helfe könne, sie antwortete: Ja, indem Du dich von mir verabschiedest. Nicht nur für diesen Satz liebe ich sie noch immer sehr.

Umso mehr ich mich mit dem Tod auseinandersetze, umso weniger Angst habe ich vor ihm. Es reift auch der Wunsch in mir, gut zu sterben. Ich habe schon einige Tote berührt und stelle jedes Mal fest: man spürt, ob sie gut oder schlecht gestorben sind – ob sie abgeschlossen haben und ohne Angst gegangen sind oder sich gegen das Sterben gesträubt haben. Weiche, warme Hände, ein Lächeln im Gesicht, ein noch neugierig geöffnetes Auge haben mir immer gezeigt, dass der Weg gut geebnet war. Kalte Hände, harte Haut, verkrampfte Gesichtszüge wiesen mich darauf hin, dass jemand nicht bereit war.

„Valar Morghulis“ heißt es so bedeutungsschwanger in Game of Thrones. Das bedeutet nichts anderes als „alle Menschen müssen sterben“. Wo sie Recht haben, haben sie Recht. Die Frage ist nur: Wann?

Luise ist 26. Sie bereit sich gerade auf ihren Tod vor. Ließt man sich die Texte ihres wunderbaren Blogs „Chemoelefant aka Klopsi“ durch, erkennt man, dass sie immer positiver werden, umso mehr Luise akzeptiert, dass der Tod unausweichlich ist.

So funktionieren wir Menschen: haben wir uns mit etwas abgefunden, können wir damit besser umgehen.

Luise möchte mit ihren Erfahrungen anderen Menschen in der gleichen Situation helfen. Sie hat sich an einem Buch beteiligt. Es heißt „der Reisebegleiter für den letzten Weg“ und entstand aus einer Zusammenarbeit von Sterbenden, Hinterbliebenen, Beratern und Ärzten.

Luise bereitet sich sehr klar auf ihr Sterben vor. Sie will wissen was passiert, sie will wissen wie lange sie noch hat, sie will wissen wie ein Hospiz oder eine Palliativstation aussieht. Sie geht dort mit ihrer Mutter hin, um dann, wenn es soweit ist, alles nicht neu und ungewohnt vorzufinden. Sie sagt: "Ich denke, ich komme mit dem Tod klar, weil ich das Leben davor zelebriere und weil ich gelernt habe, das Leben, welches noch da ist, richtig zu schätzen".

Die Ärzte erkennen die Stärke von Luise und beantworten ihre Fragen. Sie diskutieren über das Vermeiden von Schmerzen und darüber, dass Sterbehilfe auch kein Ausweg ist.

Und Luise macht etwas, was ich schon bei meiner Mami und bei Ursula bewundert habe: Sie tröstet ihre Freunde. Hier zeigt sich die wahre Stärke eines wunderbaren Menschen der sein Schicksal akzeptiert hat.

Wenn sie die Augen schließt, landet sie in Neuseeland in einer Hängematte am Strand. Liebe Luise, möge die bequemste Hängematte für dich vorbereitet sein, damit du dich von deinem Leiden erholen kannst! Wir werden dich hier nicht vergessen und immer mit einem Lächeln an dich denken!

Eines möchte ich noch jedem ans Herz legen: So schwer es auch fällt, bitte verabschieden Sie sich von Freunden und Verwandten. Verzeiht und lasst euch verzeihen, schließt ab und lasst abschließen. Akzeptiert das Unausweichliche! Von Sterbenden können wir sehr viel lernen. Aber nur, wenn wir wirklich zuhören.

Hier noch eine Reportage vom BR über den Tod mit Luise:

Hier noch eine Reportage über Ursula:

Nachtrag: Luise trat ihren letzten Weg am Morgen des 5. Juni 2015 an. Danke für alles, was Du mich gelehrt hast und für all die Liebe, die Du allen gegeben hast!

"Ich schau zurück
auf eine wunderschöne Zeit.
Warst die Zuflucht
und die Wiege meines Seins.
Hast gekämpft
und jeden Moment mit mir geteilt.
Ich bin stolz
auch jetzt an deiner Seite zu sein.Ich lass dich gehen
und wünsch dir alles Glück der Welt.
In diesem Augenblick
bist du das Einzige was zählt.
Lass dich fallen
und schlaf ganz einfach ein.
Ich werde für immer an deiner Seite sein." (Unheilig)

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