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Oben ohne Busenentscheidung, die Erste

Oben ohne: Busenentscheidung, die Erste
Viele Brustkrebspatientinnen stehen irgendwann vor der schwierigen Frage: Soll die gesunde Brust auch noch ab? Unsere Bloggerin Uta Melle hat sich dafür entschieden - und es nie bereut.

Ich habe meinen Busen geliebt. Meine Brüste waren klein, aber fein – wie ein klein geschriebenes Schreibschrift-s um 90 Grad gedreht. Sie haben mich glücklich gemacht, genau wie ein paar Jungs und Männer und zwei tolle Kinder gestillt.

Dann kam der Krebs. Ab dem Moment der Diagnose wollte ich sie nicht mehr haben. Es war, als ob ein Tier, ein Krebs, eine Assel in ihnen sitzt und mich von dort aus innen auffrisst. Mein Arzt frage mich, was wir jetzt machen sollten, ich antwortete: beide ab – er war sehr dankbar über diese Entscheidung.

Meine Entscheidung war geprägt durch die Erfahrung mit dem Krankheitsverlauf meiner Mutter. Acht Jahre nach der linken Brust war die rechte Brust dran. Hätte sie das vorher auch nur geahnt, hätte sie die andere Brust auch abnehmen lassen – also damals: „hätte, würde“ – jetzt: ich „konnte, habe“!

Oben ohne: Uta. 3 Monate nach Diagnose, in der Chemo. Fotografiert von Jackie Hardt
Uta. 3 Monate nach Diagnose, in der Chemo. Fotografiert von Jackie Hardt

Noch heute bin ich sehr glücklich mit dieser Entscheidung – gibt es doch noch eines der schrecklichsten aller Ungeheuer: die Angst. Die Angst vor einem Rezidiv (Rückfall). Die Angst, dass alles viel schlimmer kommen kann. Letztlich die Angst vor dieser Art von Sterben. Diese Angst ist nicht zu unterschätzen, denn sie begleitet einen das Leben lang. Ich spüre sie heutzutage nur noch, wenn ich meine Nachsorge-Termine habe oder wenn ich richtig krank bin. Ich bin dann unausstehlich!

Ich habe mit vielen Frauen gesprochen, die sich nachträglich die 2. Brust entfernen ließen: sie sind alle sehr glücklich – nicht nur wegen der Angst – auch wegen der Symmetrie und weil es viel praktischer ist. Beim Sport wackelt nichts mehr, man muß keinen Ausgleichs-BH mehr anziehen (schwitzen, kneifen etc.), die Wirbelsäule wird wieder gleichmäßig belastet. Einmal sagte eine Frau in der Reha-Sauna zu mir: „Oh – sie haben alles richtig gemacht – ich habe vor 5 Jahren so um meinen Busen gekämpft – nun habe ich nur noch 3 Monate“.

Doch auch die Logik spielt eine große Rolle. Im Virchow-Klinikum habe ich dazu einen tollen Vortrag über eine langfristige statistische Studie gehört. Sie zeigt die klare Reihenfolge der medizischen Maßnahme im Verhältnis zum Langzeitüberleben. Ganz oben stehen die Frauen, die beide Brüste amputiert haben und eine Eierstock-OP/Hormonersatztherapie haben, dann einseitig, dann brusterhaltend. Dann folgen die operativen Maßnahmen in der selben Reihenfolge ohne Eierstock-OP/Hormonersatztherapie und ganz unten stehen die Frauen, die keine medizinischen Maßnahmen durchführen lassen. Eine klare Hierarchie zur Entscheidungshilfe.

Letztendlich muß jede Frau für sich abwägen, welche Entscheidung sie vor sich selbst und den Kindern vertreten kann. Eine sehr schwere Verantwortung – ich habe größten Respekt vor jeder!

Die zweite Busenentscheidung ist die Frage nach dem Aufbau – darüber schreibe ich in meinem nächsten Text.

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