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Oben ohne Oben ohne im Wasser – ein Zeichen von Leben, nicht vom Tod

Oben ohne: Oben ohne im Wasser – ein Zeichen von Leben, nicht vom Tod
Bikinis sehen ohne Busen doof aus, findet Uta Melle. Trägt sie keinen, werten andere Urlauber das als Provokation. Dabei demonstriert sie damit doch etwas Gutes: Sie lebt.

Urlaubszeit – und wieder die Frage: oben ohne oder nicht. Ob am Strand oder am Pool - ich denke darüber intensiv nach. Intensiver als früher. Früher war es eine reine Wertefrage: erlaubt die Moral es hier, seinen Busen zu zeigen? Heute frage ich mich: ertragen die Leute den Anblick, will ich nur provozieren oder kann ich hier entspannt sein?

Fakten: die linke Achselhöhle, in der mir wegen der Streuung Lymphknoten rausgenommen wurden, schwillt bei Wärme an: dort ist ein enganliegendes Top unangenehm. Bikinis mit Achselhöhlenfreiheit sehen ohne Busen echt doof aus – sorry, auch ich bin eitel. Egal was ich trage: wenn ich nass bin, sieht man sowieso, was los ist. Meine Familie hat keine Lust auf Provokation – verständlich!

Zwickmühle!

Bisher habe ich Hotelpools gemieden – wir sind sowieso eher an Gewässern unterwegs, den unorganisierten Stränden und Badestellen. Für den Notfall und Schwimmhallen habe ich einen Schwimmbadezug – nicht schön, aber praktisch. Doch auch hier frage ich mich manchmal: Was will ich denn verstecken – warum in der Schwimmhalle nicht auch oben ohne?

In diesem Zusammenhang finde ich die „Free your Nipple“-Aktion toll. Hier stellt Scout Wills – angeregt durch eine Nippelfoto-Sperrung auf ihrem Instragram-Account - die Frage in den Raum: Warum dürfen männliche Nippel gezeigt werden, aber keine weiblichen? Auch bei mir wurden Fotos auf facebook gesperrt und sie zeigten noch nicht mal Nippel. Der Grund ist: ich bin eine Frau und ich bin oben ohne: Ich bin eine Blamage für die Definition der Moral!

Zurück zum Strand: ich ziehe mich also meist aus. Ich ignoriere die Blicke und die Mütter, die ihre Kinder schnell wegziehen. Dabei finde ich es absolut ok, wenn ein Kind laut sagt: „Mama, die hat ja keinen Busen“. Es ist doch so und man kann es Kindern wunderbar erklären: Da war eine böse Krankheit drin und nun ist die Frau wieder gesund!

Also: liebe Badegäste – eine Frau ohne oder mit nur einem Busen, die lachend ins Wasser springt ist ein gutes Zeichen: Eine Über-Lebende, die ganz genau weiß, was ihr geschenkt wurde. Denn ich wünsche mir oben ohne rumlaufen zu dürfen, ohne dass sich jemand gestört fühlt. Ich wünsche mir, dass alle betroffenen Frauen das grenzenlose Selbstbewusstsein haben können, welches zum Beispiel diese tollen Finninnen haben: Sie entwarfen eine Modelinie – Bikinis für einbrüstige Frauen: Monokini 2.0. Diese Kollektion ist keine Provokation, sie muß auch nicht als Statement verstanden werden – sie löst einfach nur Probleme, die Normalbürger nicht kennen: Die Armfreiheit auf der operierten Seite ist gegeben und sie sehen super aus!

Ich wünsche mir eine Zukunft mit der Normalität, die diese Modekollektion impliziert und rufe jeden Modedesigner dazu auf, vielleicht auch ein paar Modelle für ein- oder-kein-brüstige Frauen zu entwerfen. Warum nicht?

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