Anzeige

Oben ohne Schlechte Zeiten sind immer gute Zeiten um Freunde zu selektieren

Durch ihre Krankheit ist Uta Melle klargeworden, auf wen sie sich verlassen kann. Jene Menschen dagegen, die sie nur zu kennen glaubte, hat sie aussortiert. "Halb-Freunde" braucht keiner.

Familie, Partner, Freunde - Menschen um uns herum sind wichtig für eine Genesung. Da diese lang dauert und schwer ist, trennt sich die Spreu vom Weizen.

Bei Diagnosestellung sind oft viele noch da: liebende, besorgte, wirklich interessierte, schaulustige und neugierige Freunde, Bekannte und Verwandte. Nach einem Monat wird es dann langsam leise. Langsam merkt man, wer ein wahres Interesse hat. Dann ist die Chemo irgendwann vorbei – es folgt bei vielen eine lange Phase der schweren Rekonvaleszenz, meist von einer Fatigue-Depression begleitet. Wer dann noch übrig ist, ist ein wahrer Freund.

Ich habe meinen Freundeskreis rigoros und konsequent ausgedünnt. Es gab „Freundinnen“, von denen ich dachte, ich kenne sie gut – aber ich kannte sie nur zeitlich lang – den echten Charakter habe ich erst kennengelernt, als es darauf ankam. Das tat anfangs sehr weh – inzwischen bin ich allerdings froh: wer braucht schon „halb-Freunde“?

Natürlich stellt die lange Genesungszeit Freundschaften auf die Probe. Es dreht sich alles um die Krankheit und die Konfrontation mit dem Tod macht es auch nicht leichter. Für einen selbst ist es natürlich auch schwer, sich mit den Problemen der anderen auseinander zu setzen. Man kann auch nicht zurückgeben, was man in der Zeit bekommen hat. Man kann nur Dankbar sein.

Heute weiß ich, auf wen ich mich zu 100% verlassen kann und ich danke Karen, Doritt, Nadine, Oda und ein paar mehr Freunden dieser Welt! Sie sind da, wenn man sie braucht und sagen einem auch mal die Wahrheit.

Insgesamt hat mich die Krankheit gelehrt, Menschen neu zu entdecken. Äußerlichkeiten oder Gesellschaftsstatus treten zurück. Wärme, Loyalität, Freundschaft, Witz oder Intellekt treten in den Vordergrund. Dabei lernt man, zu erkennen, welche Fehler man akzeptieren kann und welche nicht – denn fehlerfrei ist niemand. Ich habe Leute aus meinem Leben gebannt, die für mich folgende Grenzen übertreten haben: Menschen, die mich hintergangen haben, Menschen, die hinter meinem Rücken über mich gelästert haben, Menschen, die mit der Art der Krankheit oder Dauer der Heilung nicht klar kamen und Menschen, die ich ehrlicherweise selbst nicht mehr als Freunde haben wollte.

Das gehört zu den Dingen die man lernt: dass nicht alles bleibt wie es war. Und dass in den Lücken, die entstehen, neue Freunde hineinwachsen.

Kurzer Nachtrag zu den Kommentaren: Aufgrund der hohen Frequenz von Trollen, gebe ich die Kommentare erst frei, nachdem ich sie gecheckt habe. Bitte nehmt mir nicht übel, wenn es auch mal dauert.

VG-Wort Pixel