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Oben ohne Sind Nächstenliebe und Hilfsbereitschaft ausgestorbene Werte?

Hilfsbereitschaft beschränkt sich heute überwiegend auf Spenden und Petitionen unterschreiben, sagt Uta Melle. Dabei sind es Taten, die Betroffenen wirklich helfen. Und seien sie noch so klein.

Noch nie war Hilfsbereitschaft so einfach wie heute: Eine Petition unterschreiben, ein Statement liken, spenden; ein digitaler oder klassischer Ablasshandel. Aber: Es ist ein großer Unterschied, ob man geliked oder in den Arm genommen wird.

Als ich meine Diagnose Krebs bekam, schwappte eine Welle von Anrufen mit Hilfsangeboten über mich: Fast alle absolut unverbindlich, wie sich schnell herausstellte.

Klar, es ist nicht einfach, mit fremdem Schmerz konfrontiert zu werden, und nichts weiter tun zu können, als es mit zu ertragen. Sicher ist da auch Angst vor einer Art von Verbindlichkeit oder Verantwortung für einen sehr kranken Menschen. Aber das ist die Idee von MITleid – einfach nur da sein und mit leiden. Das ist anstrengend, aber vielleicht ist es auch eine Chance, den eigenen emotionalen Panzer mal wieder aufzubrechen, sich selbst weiter zu entwickeln.

Die Möglichkeiten Krebspatienten zu helfen sind vielfältig: Einkaufen, kochen, aufräumen, auf die Kinder aufpassen, die Papiere bearbeiten, Arztbesuche oder nur der ganz normale Besuch, der zeigt, dass man nicht vergessen ist. Dazu muss man nicht der beste Freund sein, man kann auch dem Nachbarn einfach mal Hilfe anbieten.

Doch leider reduziert sich die Hilfsbereitschaft des größten Teils unserer heutigen Gesellschaft nur auf Spenden. Spenden kann jeder. Es ist praktisch, bequem und steuerlich absetzbar. Man sucht sich einfach eine Organisation aus und überweist eine Summe. Virtuelle Wohlfahrt. Selbst Hand anzulegen und sich eventuell dadurch auch noch mit dem Tod auseinander setzen zu müssen, das ist den Menschen nicht flauschig genug.

Hier in der Großstadt bietet die Unpersönlichkeit natürlich auch alle Möglichkeiten der Abnabelung: Meldet man sich nicht mehr, ist man weg. In ländlichen Strukturen geht das nicht – man läuft sich immer wieder über den Weg. Dadurch müssen Probleme untereinander gelöst werden und man achtet mehr auf die anderen.

Nächstenliebe ist ein Wert, den es zu verteidigen gilt. Hilfsbereitschaft entsteht aus ihr. Niemand kommt ohne sie aus – jeder wird mal hilfsbedürftig sein. Ob es nur das Öffnen einer Tür für eine Mutter mit Kinderwagen ist oder das Füttern eines Nachbarn mit Suppe – alles kommt gut, wenn man es tut!

Hier noch ein Link zu einem sehr schönen Beitrag der Psychiaterin Elena Miller mit 44 Anregungen, wie Sie einem Krebspatienten helfen können.

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