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Oben ohne Wie sag ich’s meinem Kind: Mami hat Krebs!

Oben ohne: Wie sag ich’s meinem Kind: Mami hat Krebs!
Die Kinder von Uta Melle waren acht und fünf Jahre, als sie von ihrer Diagnose erfuhr. Wie erklärt man ihnen, was mit Mama passiert? Unbedingt offen sein, Kinder haben keine Berührungsängste.

Kinder sind unsere Zukunft. Wir leben in ihnen weiter. Wir sind für sie verantwortlich – wir sollten alles tun, um weiterhin für sie da sein zu können. Ich bin die Tochter einer an Krebs verstorbenen wunderbaren Mutter, bin selbst an Krebs erkrankt und Mutter.

Meine Töchter waren 8 und 5 Jahre alt, als ich meine Diagnose erhielt. Sie waren zwar durch die vielen Krebserkrankungen meiner Mutter schon ein wenig auf Krebs vorbereitet doch sie hatte ja gerade ihren 20-jährigen Kampf gegen den Krebs verloren, das hat natürlich nichts einfacher gemacht. 2 Tage nach der Beerdigung meiner Mutter fuhr Hendrick mit ihnen zu seinen Eltern, wo sie sich in Ruhe hinsetzten und er ihnen alles erklärte. Danach wollten sie erst mal 24 Stunden nicht mehr mit mir reden – das finde ich durchaus verständlich und gesund: sie benötigten die Zeit, um zu verstehen! Als sie wieder kamen, hatten sie kaum noch Angst – denn sie wussten und verstanden ja auch, dass ich ALLES tue, um so lange wie möglich am Leben zu bleiben. Wie zum Beispiel – im Gegensatz zu meiner Mutter - auch die 2. Brust abzunehmen.

Als mir mein Port eingesetzt wurde, habe ich einen schönen Weg gefunden, dies den Mädels zu erklären: Der Port war das „Trojanische Pferd“. Alle 3 Wochen wurden durch das Pferd Soldaten in den Körper geschleust. Daraufhin hatte der Körper immer ganz viel zu tun, um mit den Soldaten gegen den Krebs zu kämpfen – da hatte der Körper auch keine Zeit und Kraft, sich um so etwas unwesentliches, wie Haare zu kümmern. Als mir die Wimpern ausfielen, haben wir den restlichen Wimpern Namen gegeben. Und für jede restliche Wimper hatten wir natürlich einen Wunsch frei! Als sie 3 Wochen nach der letzten Infusion dann wieder kamen, gab es große Freude: der Körper hatte wieder die Kraft, sich um die Haare zu kümmern.

Ich bin ganz massiv der Meinung, dass man mit Kindern immer offen umgehen sollte. Sie sind ein Teil der Familie. Sie werden in ihrem Leben nicht nur gute Zeiten erleben und müssen den Umgang mit Hindernissen lernen. Außerdem haben sie eine Nase für Probleme – und wenn man ihnen keine Begründung gibt, beziehen sie es auf sich.

Fakt ist, dass Kinder keine Berührungsängste mit Krankheiten haben. Eines Tages in der Chemo, war ich auf einem Kindergeburtstag von 5-Jährigen. Da stand plötzlich ein kleiner Bursche vor mir: „Marlene hat gesagt, dass Du keinen Busen mehr hast?“ (Im Hintergrund sah ich schon die Eltern leicht panisch). „Ja,“ antwortete ich, „das stimmt – da war eine Krankheit drin. Ich habe mir die rausschneiden lassen und jetzt lebe ich länger“. „Ach so“, sagte der Junge – ging zu seinen Eltern und erklärte es ihnen. Wahrscheinlich haben die Eltern es dadurch zum ersten Mal verstanden!

Oben ohne: Mathilde und Uta
Mathilde und Uta

Meine Kinder haben mir die Kraft gegeben, alles durchzuhalten und wieder aufzustehen. Ich liebe sie unendlich, so wie meine Mutter mich geliebt hat. Trotzdem hätte ich mich in der Zeit niemals allein richtig um sie kümmern können. Mein Mann war großartig. Er stand früh auf, schmierte die Brote, brachte sie oft zur Schule und in den Kindergarten, arbeitete, kümmerte sich mit um den Haushalt, schenkte Liebe, wo ich sie oft nicht geben konnte und sorgte für Spaß am Wochenende. Er war immer da! Tausende neue Herausforderungen kamen auf uns zu. Vieles ging schief – am Ende ging alles gut, auch die Kinder haben viel gelernt.

Danke Hendrick! Danke Mathilde! Danke Marlene! Ihr habt mein Leben gerettet!

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