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Weiblich! Ledig! Na und? Es gibt zu viele Männer in meinem Leben

Ja, ich weiß, die Aussage, dass es zu viele Männer im Leben einer Frau gibt, ist schräg. Gerade, wenn sie von einer Singlefrau kommt. Und ich weiß auch, dass es Jammern auf hohem Niveau ist. Aber strenggenommen ist es eine Feststellung, die nicht von mir stammt. Sondern von meiner Schwester, die drei Jahre jünger ist, noch vor wenigen Monaten ein deutlich wilderes Leben führte als ich jetzt. Mittlerweile ist sie bis über beide Ohren und jegliche Vernunftsgrenzen hinweg verliebt. Allein das versetzte sie in die Lage, mir am ersten Weihnachtstag eine solche Standpauke zu halten, dass ich am zweiten sämtliche Dating-Apps auf meinem Smartphone löschte und jetzt hier sitze und Männer aus meinem Leben aussortiere.

Ihr Punkt war: Heiligabend saß ich mit ihr im Wohnzimmer unter dem angedeuteten Tannenbaum (ein paar Zweige in der Vase, mehr lohnt nicht, so lange es keine Enkelkinder gibt, sagt meine Mutter), doch anstatt mit ihr das Jahr durchzuquatschen, brummte und blinkte mein Handy in einer Tour und meine Finger flogen übers Display, um „Gespräche“ im Gang zu halten, so kurz vor der Bescherung. Darunter waren auch Freundinnen und Kumpel, aber tatsächlich waren es hauptsächlich Typen, die irgendwie an mir oder ich irgendwie an ihnen interessiert bin. Irgendwie, halt. Irgendwann reichte es meiner Schwester und sie holte mich mit ein paar Fragen auf den Teppich unterm Strauch zurück:

Wer von denen ist dir wirklich wichtig – und warum?
Was bringt dir das? Mal abgesehen von einem aufpolierten Ego?
Hast du wirklich die Zeit, zielloses Blabla zu führen?
Wie wäre es denn mal mit realen Treffen? Und nur mit einem? Und nicht so wahllos?
Solltest du in deinem Alter nicht auf der Suche nach etwas Festem sein?

Gut, die letzte Frage ignorierte ich, da ich weder auf der ernsthaften Suche bin, noch finde ich, dass es eine Frage des Alters ist, ob ich Affären oder Beziehungen habe. Aber der Rest gab mir zu denken.

Nehmen wir Andreas. Wir lernten uns im Sommer in einer Bar kennen, hatten sofort ein Gesprächsthema, weil ein gemeinsames Hobby. Er preschte vor, organisierte ein Picknick samt Sonnenuntergang, lud mich zum Essen ein, wir feierten ein Wochenende lang auf einem Festival – und zwei Jahre nach meiner Trennung merkte ich, dass ich wieder Gefühle haben konnte und wollte. Nur hatte ich dann davon zu viele, zu schnell – für seinen Geschmack. Ich kämpfte, erst um ihn, dann um mich; denn seinen Schlussstrich zog er per Whatsapp, was mich komplett aus der Bahn warf. Zum Herbstanfang war ich wieder in der Spur und plötzlich tauchte er wieder auf: mit Wein und jeder Menge Erklärungen unterm Arm. Zwei Tage später der erneute Rückzug. Seitdem haben wir uns nicht mehr gesehen, aber er bringt sich immer genau dann in Erinnerung, wenn meine an ihn gerade verblasst. Raus aus meinem Leben!

Dann ist da Daniel. Wir haben uns über Tinder kennengelernt. Einmal getroffen, sehr viel gelacht, nicht geknutscht und dann irgendwie den Kontakt verloren. Und nach mehr als zwei Monaten bekam ich eine Whatsapp: „Lassen wir das jetzt hier so auslaufen, oder was?“ Seitdem bekomme ich immer dann eine Nachricht, wenn er gelangweilt aufm Sofa sitzt und Unterhaltung braucht. Und jedes Mal die freche Frage, wann wir uns denn jetzt endlich zum Frühstück sehen. Gar nicht.

Die Entscheidung fällt mir bei Hannes deutlich schwerer. Mein einzig gutes Happn-Date. Erst zum Kaffee, zum zweiten gab es Gin, sehr viel Gin. Sehr viel Witz und auf dem Nachhauseweg einen Kuss, der nach Currywurst und Pommes-Schranke schmeckte. Ein Typ zum Um-die-Häuser-ziehen. Aber will ich einen Kumpel?Nein. Oder?

Auch Matthiashabe ich nur einmal getroffen. Er war mein Mr. Niceguy für den Dirtytalk bei Okcupid. Nie im Leben hätte ich ihn im realen Leben angesprochen. So überhaupt nicht mein Typ. Aber was für ein Abend! Wir wussten beide, was wir wollten: Sex. Das vergaßen wir dann im Laufe des Abends und es fiel uns erst wieder ein, als wir nach vier Stunden aus der Bar geschmissen wurden, Sperrstunde und so. Es folgte eine denkwürdige Nacht, die wir eigentlich beide gern wiederholen würden. Aber es passt nie. Die Zeit reicht nur für getippte Zeilen. Auch wenn die die Fantasie ankurbeln – Schluss damit.

Dann wäre da noch Florian, eine Urlaubsbekanntschaft. Wir trafen uns in einer Vollmondnacht, in einer Bar im Dschungel. Wir aßen, tranken, erzählten und lachten in großer Runde. Wenn unsere Blicke sich trafen, wussten wir, dass wir später ein paar Minuten Zweisamkeit suchen würden. Es wurden Stunden, unterm Sternenhimmel. Wir erzählten uns unsere Leben und konnten es nicht fassen, wie einig und passend alles war. Vielleicht so intensiv, weil wir glaubten, dass wir uns nie wieder sehen würden. Wir ließen unsere Reisewege sich wenige Tage später wieder kreuzen, versprachen uns nichts, aber suchen - zurück in der Heimat - beide nach Tagen, an denen wir die paar hundert Kilometer zwischen uns überwinden. Und dann? Die Realistin in mir sagt: Sein lassen, zerstört die Magie und macht Kummer. Mein Herz ist verknallt.

Weder Magie noch Kummer hatte ich mit Lars im Urlaub. Kennengelernt im Hostel, war das der perfekte Kerl zum Pferdestehlen: shoppen, Bier trinken, Ausflüge, Strand – alles haben wir zusammen gemacht und nie gab es das Bedürfnis nach mehr. Zumindest bei mir nicht. Einen Kommentar „ältere Frauen finde ich super“ bezog ich nicht auf mich; denn – bin ich älter? Für ihn schon. Er studiert noch. Dass er doch mehr wollte als Pferdestehlen, merke ich erst jetzt, wenn mich ernstgemeinte Einladungen zu Partys und Schneeschuhwanderungen erreichen. Eigentlich ja ganz nett. Nein!

Bliebe noch mein Ex. Es gibt ausgezeichnete Gründe, warum wir nicht mehr zusammen sind. Glücklicherweise kennen wir sie beide, selbst wenn der Pegel über 0,8 steigt. Aber: Er sieht gerade so verdammt gut aus. Und ... nein, auf gar keinen Fall. Aber ihn werde ich nie streichen. Wir kennen uns zu gut, als dass wir auf einander verzichten könnten.

So, das fühlt sich jetzt aufgeräumt und gut sortiert an. Mit der gewonnenen Zeit könnte ich doch glatt den zweiten Vorsatz erfüllen – mal wieder laufen gehen.

Und eins noch: Nennt mich unverbesserlich und inkonsequent – aber ich würde nicht ausschließen, dass ich erstens die ein oder andere Dating-App wieder auf mein Telefon und zweitens den ein oder anderen Typen wieder in mein Leben hole.

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