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Weiblich! Ledig! Na und? Von Heiratsanträgen, Geburten und anderen Katastrophen

„Hallo Mädels, ich will euch nur ein Bild aus dem Urlaub schicken.“ Es ist 6.05 Uhr, der Wecker hat gerade geklingelt, ich gucke auf mein Telefon und sehe zwei neue Nachrichten aus der Nacht. Freundin Insa hat in die Mädels-Gruppe geschrieben. Vielmehr: nur diesen Satz und ein Foto dazu. Es zeigt ihre zierliche Hand, daran ein Ring. Verlobt. Heiratsantrag am kalifornischen Sandstrand. Mein Magen krampft. Donnerstagsmorgen um kurz nach 6 Uhr ist meine Welt nicht mehr in Ordnung, sondern erschüttert.

Dabei möchte ich gar nicht an ihrer Stelle sein. Ich möchte gar keinen Heiratsantrag bekommen, weder am Strand von L.A. noch im Hochgebirge. Denn: Ich möchte nicht heiraten. Wollte ich auch in meiner langjährigen Beziehung nicht. Für mich war das kein Grund an mir oder meiner Partnerschaft zu zweifeln. Auch wenn uns eine Freundin schon in sehr frühem Stadium gesagt hatte: „Dann seid ihr auch nicht für einander bestimmt.“ Dafür hatten wir mehr als sieben Jahre eine sehr schöne Zeit zusammen. Aber offensichtlich passt der Wunsch, auch ohne Trauschein ein Zusammengehörigkeitsgefühl zu entwickeln, in wenige Vorstellungswelten.

Deswegen gibt es sie, diese Momente, an denen ich mich frage, ob denn bei mir etwas schief läuft, weil ich diesen Wunsch nicht hege. Was stimmt denn nicht mit mir? Fehlt mir was? Laut chinesischen Wissenschaftlern ja – das Single-Gen 5-HTA1 sorgt für einen niedrigeren Serotonin-Wert. Und wenn das der Fall ist, fühlt man sich angeblich in engen Beziehungen unwohl.

Vor Jahren haben schwedische Forscher am renommierten Karolinska Institutet die DNA von 1800 Frauen untersucht, die mehr als fünf Jahre mit ihrem Partner zusammen waren. Auch hier: Ein Gen ist schuld, wenn es mit der Beziehung nicht klappt.Wer zu wenig vom Hormon Oxytocin produziert, kann sich nicht binden.

Mir ist es relativ egal, woran es liegt, meine Laune ist schon mal dahin – und der Tag doch noch so jung.

Karten mit Kindern
Gleiche Gefühle lösen auch Karten oder Mails aus, in denen der Nachwuchs samt Foto gezeigt wird. Auch der Kinderwunsch hat sich bei mir bislang komplett zurückgehalten. Ich sehe mich einfach nicht als Mutter. Dieses Diskussionsfeld ist weitaus größere als die Hochzeitsproblematik. Aber auch hier wird von allen Seiten frohlockt: „Das kommt schon noch.“ „Du brauchst nur den richtigen Partner.“ „Jede Frau will Kinder.“ Alle wollen diese Zweisamkeit, den Nachwuchs, sehen das große Glück darin.

Die Rebellin ist wach
Inzwischen war es 6.20 Uhr, ich unter der Dusche und die Rebellin in mir wieder erwacht. Nur, weil es die Mehrheit so empfindet, muss ich es nicht wollen. „Mit mir ist ja mal so gar nichts falsch“, flötete ich meinem Spiegelbild zu. Griff zum Telefon, schrieb einen herzlichen und ehrlichen Glückwunsch und „Freue mich auf die Partysause, bitte denkt an die männlichen Singles ;-)“

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